Im dritten Modul unseres CAS «Sport Management 4.0» habe ich mit unseren Studierenden die Anforderungen und Erwartungen des Arbeitsmarktes an sie als künftige Sportmanager*innen diskutiert. Zur Sprache kamen dabei die europäische NASME-Studie (Wohlfart, Adam, 2019), und die Folgestudie «Aligning competence-oriented qualifications in sport management higher education with industry requirements: An importance–performance analysis» (Wohlfart, Adam, Hovemann, 2021).

Beide Studien thematisieren, wie Studiengänge im Sportmanagement entwickelt werden sollten, um den (Kompetenz)anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden. Dabei wurden – vor allem in der zweiten Studie – die Erwartungen von Sportmanagementexpert*innen der eigenen Kompetenzbeurteilung von Studierenden und Alumni gegenübergestellt.

Nicht überraschend werden dabei aktuell soziale (Kommunikations-, Kritik- und Teamfähigkeit, soziale Intelligenz, Networking, Führungsqualitäten) und personale Kompetenzen (Flexibilität, Kreativität. Lernfähigkeit, Entscheidungsfindung, Erfolgswille, unternehmerisches Denken) als wichtiger eingestuft als generelle oder sportspezifische Managementkompetenzen. Für die Zukunft werden auch Handlungskompetenzen wie Analyse-, Organisations-, Planungs- oder Problemlösungsfähigkeiten als bedeutend eingestuft.

Was ich mich immer wieder bei der Vermittlung dieser Studienresultate frage, ist, ob es wirklich ausreicht, über die geforderten Kompetenzen zur verfügen, um im Berufsfeld Sportmanagement erfolgreich zu sein…

In der Bildung werden Kompetenzen als «die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernten kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen [willentlich bestimmten] und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können» definiert (Weinert, 2001).

Die Problematik bei der Kompetenzorientierung liegt in der Überprüfung. Wie messe ich, ob die geforderten Kompetenzen im Studium vermittelt wurden, wie, ob die Studierenden über diese verfügen? Es reicht nicht aus, beispielsweise für ein Modul festzulegen, dass in diesem die Kommunikationsfähigkeit vermittelt wird. Umso mehr als aus meiner Sicht jeder Mensch bereits über diese Fähigkeit bzw. Kompetenz verfügt (wie auch über weitere). Oder wie Paul Watzlawick eines seiner fünf Axiome formuliert: «Man kann nicht nicht kommunizieren.»

Wesentlich für die Beurteilung vorhandener Kompetenzen ist deren Ausprägung bzw. wie diese angewandt wird («performance»). Diese kann jedoch nicht direkt, sondern nur indirekt in der Anwendung beurteilt werden. Doch auch die Beurteilung, wie stark die entsprechende Kompetenz ausgeprägt ist, bleibt eine Momentaufnahme und ist rein situativ.

Wenn soziale und personale Kompetenzen bedeutender sind als fachliche, so hängt die Erfüllung des Anforderungsprofils sehr stark von der Persönlichkeit beziehungsweise von deren Entwicklung ab. Diese kann einerseits vom Individuum selbst gesteuert werden, ist aber auch zu einem grossen Teil von äusseren Einflüssen abhängig.

Basis für eine selbstgesteuerte Persönlichkeitsentwicklung sind die Auseinandersetzung mit sich selbst (Selbsterkenntnis), die Bereitschaft, sich so zu akzeptieren, wie man ist (Selbstakzeptanz) sowie die Bereitschaft, seine Handlungsmuster, sein Verhalten, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten weiterzuentwickeln (Selbstveränderung).

Diese Entwicklung ist jedoch eng verknüpft mit den Systemen, in welchen man lebt (Familie, Freundeskreis, Sport, Beruf etc.) und wird auch durch Entwicklungen auf der Metaebene (z.B. Gesellschaft, Politik) beeinflusst.

Die Bildung kann sicher ihren Teil zu dieser Entwicklung – und damit auch zur Kompetenzentwicklung – beitragen, doch beschränkt sich dies nicht auf die inhaltliche Vermittlung von Kompetenzen. Vielmehr geht es darum, Studierenden als Menschen in ihrer persönlichen und individuellen Entwicklung zu unterstützen und ihnen Raum für diese zu geben. Voraussetzung für das Gelingen ist eine Beziehung zwischen Lernenden und Lehrenden (und deren Bereitschaft, selbst auch zu lernen), welche auf allen Stufen die Basis für Bildung ist.

Übrigens: Die Resultate einer in der Schweiz zu diesem Thema durchgeführten Studie werden am 27. Oktober 2021 in Magglingen im Rahmen einer «Tagung Sportmanagement» präsentiert.

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