Denken ist schwer, darum urteilen die Meisten.
(Carl Gustav Jung)

„Wenn ein Baseballschläger und ein Ball zusammen 1 Dollar 10 Cents kosten und die Differenz zwischen Schläger und Ball 1 Dollar beträgt, wie viel kostet dann der der Ball?“

„10 Cents“, wird die häufigste – aber falsche – intuitive Antwort sein, wenn diese ohne grosses Überlegen eingefordert wird. Denn wenn der Ball 10 Cent kostet, dann betragen die Gesamtkosten 1.20 Dollar (10 Cent für den Ball und 1.10 Dollar für den Schläger), nicht 1.10 Dollar. Die richtige Antwort lautet 5 Cent.

An diesem Beispiel erklärt Daniel Kahnemann in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ unsere beiden Denksysteme, die uns immer wieder zu Fehlschlüssen, falschen Annahmen und Fehlinterpretationen verleiten. Während das System 1 auf Intuition beruht, unbewusst und schnell arbeitet, kommt System 2 dann zum Einsatz, wenn wir uns selbst reflektieren und kontrollieren. Über rasches Urteilen und Handeln schafft uns System 1, ein Überbleibsel unserer evolutionären Entwicklung, Überlebensvorteile, während uns System 2 gut überlegte Entscheidungen und ein dementsprechendes Handeln ermöglicht.

Der Einfluss von Vertrautheit

Es ist schwierig, einer spontanen Antwort auf eine so leicht scheinende Frage, wie sie oben formuliert ist, zu widerstehen. Der Wille, die Kontrolle zu behalten und länger zu überlegen, ist oft schwächer. Denn Selbstkontrolle erfordert Aufmerksamkeit und Anstrengung.

Zudem behindert die scheinbare Vertrautheit mit einem Thema oder einer Situation unser Denken. „Die Erfahrung der Vertrautheit zeichnet sich durch eine einfache, aber starke Qualität der ‚Vergangenheit‘ aus, die aufzuzeigen scheint, dass sie die direkte Widerspiegelung einer früheren Erfahrung ist“, sagt Larry Jacoby. Deshalb ist es eine zuverlässige Methode, Menschen dazu zu bringen, eine falsche Aussage zu glauben, indem man diese häufig wiederholt, da sich Vertrautheit nicht leicht von Wahrheit unterscheiden lässt.

Oft reicht dafür ein einziger Ausdruck von Vertrautheit in einer Aussage, um die ganze vertraut und wahr erscheinen zu lassen.

What you see is all there is (WYSIATI)

Ob wir eine Information subjektiv als wahr einstufen, hängt weder von der Qualität noch der der Quantität derselben zusammen. Vielmehr ist die Geschichte – beziehungsweise deren Qualität – die wir darüber erzählen können, was wir sehen (auch wenn wir nicht viel sehen), für das Ausmass unserer Überzeugung massgebend. Nur das, was man gerade sieht, zählt.

So ist auch die Beurteilung der Attraktivität eines Menschen eine elementare Bewertung – wir tun dies automatisch, ob wir wollen oder nicht, und diese Beurteilung beeinflusst uns und unser Verhalten gegenüber diesem Menschen.

Der WYSIATI-Effekt beeinflusst auch unsere Gespräche und Diskussionen. Erinnern wir uns nach einer gewissen Zeit wirklich noch an die Frage, die wir beantworten wollten, oder haben wir sie zwischenzeitlich durch eine leichtere ersetzt? Analog dem Muster, das Georg Pólya beschreibt: „Wenn du ein Problem nicht lösen kannst, dann gibt es ein einfacheres Problem das du lösen kannst. Finde es!“

Lebens.Punkt: Leiter im Aufstieg zum Piz Beverin, 17. August 2018

 Zufälle und Stichproben

Unsere Neigung, kausal zu denken, macht uns allfällig, die Zufälligkeit echter Zufallsereignisse gravierend falsch zu beurteilen. Wie zum Beispiel die Statistik, die eine kausale Erklärung zu geben scheint, aber für eine solchen nicht geeignet ist. Ebenso schaffen Stichprobenbefunde Illusionen, weil wir dem Inhalt der Nachricht mehr Beachtung schenken als der Information über ihre Zuverlässigkeit.

Beispiele liefern uns unter anderem Sportreporter. So wies während den letzten Fuss-Weltmeisterschaften ein Kommentator während eines Brasilienspiels darauf hin, dass dieses Nationalteam letztmals vor dreissig Jahren einen 0:2-Rückstand (der aktuelle Spielstand zum Zeitpunkt des Kommentars) aufgeholt hatte. Heisst?

Wir glauben, dass wir die Vergangenheit verstehen und daraus ableiten können, dass wir auch die Zukunft erkennen können. Illusion. Und wir beschäftigen uns lieber mit dem, was sein könnte, als mit dem, was sich vermutlich nicht ereignen wird.

Negative Eindrücke und Unwahrscheinlichkeit

Negative Eindrücke entstehen schneller und sind schwerer zu widerlegen als ihre positiven Entsprechungen. So braucht es nach Kahnemann fünf Mal mehr positive Interaktionen als negative für eine stabile Beziehung.

Wenn man einer Bedrohung Aufmerksamkeit schenkt, ist man besorgt – und diese Besorgnis widerspiegelt sich auch in der Gewichtung der Entscheidung wider. Bad is stronger than good.

Menschen überschätzen die Wahrscheinlichkeit unwahrscheinlicher Ereignisse, aber übergewichten diese bei ihren Entscheidungen. So werden unwahrscheinliche Ereignisse in ihrer Möglichkeit überbewertet und Ergebnisse, die fast sicher sind, im Verhältnis zu ihrer tatsächlichen Eintrittssicherheit untergewichtet.

Emotionen

Kommt ein Ereignis zustande, ohne dass wir aktiv etwas dazu beigetragen haben, zeigen wir schwächere Emotionen, als auf ein Ereignis, das durch (unser) Tun zustande gekommen ist. Kahnemann glaubt, dass wir einen Grossteil des Tages damit verbringen, das emotionale Unbehagen, das wir uns selbst zufügen, vorherzusehen und möglichst zu vermeiden.

Auch unsere Rolle beeinflusst, wie wir mit Ereignissen umgehen: Beobachter sind kognitiv weniger stark beansprucht und offener für Informationen als Handelnde. Kahnemann: „Ein Minenfeld ist leichter zu erkennen, wenn man anderen dabei zusieht, wie sie in es hineinlaufen, als wenn man es selber tut.“

Doch unabhängig davon, ob wir mit System 1 oder 2 denken: „Nichts ist im Leben so wichtig, wie man glaubt, wenn man darüber nachdenkt.“ (Kahnemann)

 Zufälle und Stichproben

Unsere Neigung, kausal zu denken, macht uns allfällig, die Zufälligkeit echter Zufallsereignisse gravierend falsch zu beurteilen. Wie zum Beispiel die Statistik, die eine kausale Erklärung zu geben scheint, aber für eine solchen nicht geeignet ist. Ebenso schaffen Stichprobenbefunde Illusionen, weil wir dem Inhalt der Nachricht mehr Beachtung schenken als der Information über ihre Zuverlässigkeit.

Beispiele liefern uns unter anderem Sportreporter. So wies während den letzten Fuss-Weltmeisterschaften ein Kommentator während eines Brasilienspiels darauf hin, dass dieses Nationalteam letztmals vor dreissig Jahren einen 0:2-Rückstand (der aktuelle Spielstand zum Zeitpunkt des Kommentars) aufgeholt hatte. Heisst?

Wir glauben, dass wir die Vergangenheit verstehen und daraus ableiten können, dass wir auch die Zukunft erkennen können. Illusion. Und wir beschäftigen uns lieber mit dem, was sein könnte, als mit dem, was sich vermutlich nicht ereignen wird.

Negative Eindrücke und Unwahrscheinlichkeit

Negative Eindrücke entstehen schneller und sind schwerer zu widerlegen als ihre positiven Entsprechungen. So braucht es nach Kahnemann fünf Mal mehr positive Interaktionen als negative für eine stabile Beziehung.

Wenn man einer Bedrohung Aufmerksamkeit schenkt, ist man besorgt – und diese Besorgnis widerspiegelt sich auch in der Gewichtung der Entscheidung wider. Bad is stronger than good.

Menschen überschätzen die Wahrscheinlichkeit unwahrscheinlicher Ereignisse, aber übergewichten diese bei ihren Entscheidungen. So werden unwahrscheinliche Ereignisse in ihrer Möglichkeit überbewertet und Ergebnisse, die fast sicher sind, im Verhältnis zu ihrer tatsächlichen Eintrittssicherheit untergewichtet.

Emotionen

Kommt ein Ereignis zustande, ohne dass wir aktiv etwas dazu beigetragen haben, zeigen wir schwächere Emotionen, als auf ein Ereignis, das durch (unser) Tun zustande gekommen ist. Kahnemann glaubt, dass wir einen Grossteil des Tages damit verbringen, das emotionale Unbehagen, das wir uns selbst zufügen, vorherzusehen und möglichst zu vermeiden.

Auch unsere Rolle beeinflusst, wie wir mit Ereignissen umgehen: Beobachter sind kognitiv weniger stark beansprucht und offener für Informationen als Handelnde. Kahnemann: „Ein Minenfeld ist leichter zu erkennen, wenn man anderen dabei zusieht, wie sie in es hineinlaufen, als wenn man es selber tut.“

Doch unabhängig davon, ob wir mit System 1 oder 2 denken: „Nichts ist im Leben so wichtig, wie man glaubt, wenn man darüber nachdenkt.“ (Kahnemann)

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.

Beitragskommentare