Ich persönlich habe das Gefühl, dass ich mich durch die praktizierte Isolation – oder anders gesagt: ich wäge mich in vermeintlicher Sicherheit, dass ich mich mit dieser von «dem» Virus schützen kann.

Wenigstens bestmöglich.

Und dass meine aktuellen gesundheitlichen Probleme direkt nichts mit diesem zu tun haben.

Der Gichtschub mit einem stechenden Schmerz im Grosszehengrundgelenk war gestern, aktuell ist jetzt eine Schleimbeutelentzündung am Ellbogen. Herrührend von einem Anschlagen, einer offenen Wunde, einem Wegkratzen der Kruste – das, was man Kindern versucht beizubringen es nicht zu tun – und einer (vermutlich) damit verbundenen Infektion. Ein bis zu den Fingergrundgelenken angeschwollener Arm überzeugt mich dann, doch noch einen Arzt aufzusuchen.

Zehn Tage Antibiotika- und Schmerzmittelkur brachten den Arm zum Abschwellen, nicht aber den gefüllten «Sack» am Ellbogen zum Verschwinden.

Mein Hausarzt, ein tschechischer MUDr. (medicinae universae doctor = Berufsdoktorat) meinte, dass wohl eine Operation unumgänglich sei. Dann ein ungewohntes Erlebnis beim Chirurgen (Zweitbegutachter nach dem Allgemeinmediziner), der sich gegen eine «Entlastung» oder Operation stellte … Ein Chirurg, der einen operativen Eingriff vermeiden will – mal was Neues in meiner bisherigen Patientengeschichte!

Es dauerte dann weitere zehn Tage, bis die Behandlung als abgeschlossen eingestuft werden konnte – ohne Operation oder Drainage.

Und dann hatte ich einige Tage noch einen leicht gereizten Hals bzw. Rachen. Schluckbeschwerden am Morgen, wenn alles ausgetrocknet ist, nach einem Kaffee ist alles schon besser… Mein Hausarzt, wieder dieser tschechische MUDr. meint: «Sie wissen, dass die meisten positiv getesteten Fälle bei uns zuerst über Halsschmerzen klagten…?» Und mit einem Blick auf meine Akte: «Aber sie gehören ja noch nicht zur Risikogruppe.» Und verschreibt mir Lutschtabletten.

Und wie nahe mir das Virus ist, wird mir durch die Situation meiner Mutter bewusst: Sie (87jährig, im Pflegeheim) plagt seit einigen Tagen ein hartnäckiger Husten mit Auswurf. Deshalb wurde sie in ein Einzelzimmer verlegt und auf das Virus getestet (sicher die richtige Entscheidung im Hinblick auf den Schutz der anderen Bewohner*innen). Nur zwölf Stunden später kam die «Entwarnung»: Test negativ.

Wirklich Entwarnung? Mit ihren Herz- und Lungenproblemen ist die aktuelle körperliche Belastung so oder so eine Herausforderung – egal ob es «das» Virus, eine «normale» Grippe oder eine starke Erkältung ist…

Wie betroffen machen uns über 70’000 Todesfälle weltweit gegenüber einem in unserem persönlichen Umfeld? Die Masse stumpft ab, das Einzelschicksal macht betroffen.

Alles ist relativ, nicht nur in der Physik.

Oder wie es einer meiner Freunde, ein pensionierter Allgemeinpraktikers mit aktueller Teilzeit-Arbeit auf einer Notfallstation, ohne spezifische Kenntnisse in Virologie, Epidemiologie und Statistik, dafür mit etwas medizinischer Lebenserfahrung und gesundem Menschenverstand, ausdrückt:

«An Malaria (0.75 Millionen), Hepatitis (1.5 Millionen), Tuberkulose (1.2 Millionen) und HIV (1 Million) sterben weltweit jährlich rund 4.4 Millionen Menschen. Krebstote übrigens 10 Millionen/Jahr. An Corona sind in 3 Monaten 60’000 gestorben, auf das Jahr berechnet werden es möglicherweise 10 x mehr sein, also immer noch 7 x weniger als den obgenannten 4 Krankheiten, inkl. den Krebstoten sogar 25 x weniger. Diesen Krankheiten könnte z.T. vorgebeugt werden, respektive sind sogar behandelbar. Ausserdem ist der Altersdurchschnitt dieser Verstorbenen viel jünger als momentan bei COVID-19 in der Schweiz mit 83 Jahren (deutlicher Anstieg der Todesfälle um Faktor 3 ab 70 Jahren und Faktor 5 ab 80 Jahren). In der Schweiz sind an COVID-19 bisher rund 20’000 erkrankt und 640 gestorben. In der Schweiz sterben ohnehin rund 65’000 Personen jährlich, bei einer Lebenserwartung von 83 Jahren (Frauen 84.5, Männer 80). Es ereignen sich bei uns übrigens auch jährlich rund 20’000 Verkehrsunfälle, davon rund ein Sechstel mit schweren Verletzungen oder Todesfolge.»

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